Kreisfeuerwehrtag 1954
Am Sonntag, dem 4. Juli 1954 fand in der Stadt Saarlouis der großangelegte Kreisfeuerwehrtag des Landkreises Saarlouis statt. Der Tag gab nicht nur einen umfassenden Überblick über Stand und Ausbildung der Saarlouiser Feuerwehr, nicht nur einen imposanten Gesamteindruck von den damals 52 Wehren des Kreises, sondern bot auch ein reichhaltiges Festprogramm für ein interessiertes Publikum, das sich auch durch anhaltende Regenfälle nicht verdrießen ließ. Höhepunkt für die Saarlouiser Feuerwehr und deren Entwicklung war die Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses in der Vaubanstraße (der heutige [Anmerkung: 2006] Standort des Parkhauses Pieper).
Die folgenden Auszüge aus der damaligen Berichterstattung der Saarbrücker Zeitung stellen eindrucksvoll die einzelnen Etappen des Tages dar. Ein besonderer Dank gilt Herrn Fritz Münzmay junior, einem Sohn des damaligen Amtswehrführers Fritz Münzmay, der selbst Mitglied der Saarlouiser Feuerwehr war und als Zeitzeuge sein privates Bildarchiv für diese Chronik zur Verfügung stellte.
"Der festliche Tag wurde eingeleitet mit einem gemeinsamen Kirchgang der örtlichen Wehren und Sanitätskolonnen. Worte des Dankes richtete Pastor Unkel an die Wehrmänner, die er eindringlich ermahnte, jederzeit ihre Pflicht zu erfüllen und menschliches Eigentum vor der Gewalt des Feuers zu schützen, [...]
Nach dem Gottesdienst stand die Trauerparade in stillem Gedenken an die Gefallenen der Kriege vor dem städtischen Ehrenmal neben der evangelischen Kirche. Ergreifend intonierte die Musikkapelle "Harmonie", Roden, die Trauerweise vom "Guten Kameraden", als Hauptbrandmeister Münzmay und die San.-Kolonnenführerin Schulz zur Kranzniederlegung schritten.
Ein Platzkonzert der Fraulauterner Musiker bereitete auf dem Großen Markt gegen 13 Uhr auf den großen Aufmarsch der auswärtigen Wehren vor, die bis 14.30 Uhr aus allen vier Himmelsrichtungen mit klingendem Spiel durch die festlich geflaggten Straßen der Stadt zum großen Markt marschierten. Leider begann noch vor dem Abschreiten der angetretenen Kolonnen ein Rieselregen, der aber die zahlreichen Zuschauer nicht vertreiben konnte.
Im weiten Rechteck waren weit über 1200 Wehrmänner, in 12 Amtswehren formiert, mit vier Musikkappelen und über zwanzig Spielmannszügen sowie den Sanitätskolonnen angetreten, als Landesbrandinspekteur Hoffmann die Meldung von Hauptbrandmeister Münzmay entgegennahm. Bei starkem Regen schritten Innenminister Dr. Hector, Landrat Dr. Diwo, Konsul Tersac und Bürgermeister Merziger mit dem Landesbrandinspekteur die Verbände unter den Klängen des Präsentiermarsches, gespielt von der Fraulauterner Musikkapelle, ab.
Linkes Bild: Kreisbrandmeister Hoffmann meldet die angetretenen Wehren an (von links) Landrat Dr. Diwo, Innenminister Dr. Hector und Bürgermeister Merziger. Ganz rechts Amtswehrführer HBM. Fritz Münzmay.
Hauptbrandmeister Münzmay gab vor Beginn der Schulungs- und Angriffsübungen der Freiwilligen Feuerwehr von Saarlouis einen Überblick über die Aufgaben der vier Löschzüge. Die Übungen wurden in zwei Richtungen ausgeführt: drei Gruppen traten unter dem Kommando von Brandmeister Haas vor dem Rathaus, zwei Gruppen vor dem Hotel Hermes, auf dessen Balkon zahlreiche Ehrengäste Platz genommen hatten, unter dem Kommando von Hauptbrandmeister Münzmay an. Es handelte sich hierbei um fünf Grundschulübungen der Mot.-Bereitschaft Saarlouis: [...] Vor der Steigerwand, die bereits am Freitag vor dem Hotel Hermes errichtet worden war, kommandierte indessen Brandmeister Gruschke umsichtig Hakenleiter- und Rettungsübungen. [...]
Den Abschluss der gesamten Übung stellte schließlich das Löschen eines Barackenbrandes dar. Eine Gruppe mit LF 8 (Saarlouis 1) löschte diesen Brand mit Nebelzerstäuber ganz moderner Art. Im Schutze einer künstlichen Nebelwand gingen die Wehrmänner zum Angriff auf den Brandherd vor, der in kürzester Zeit gelöscht war.
Dr. Hector sprach nach diesen, auch für den Laien sehr eindrucksvollen Übungen der städtischen Wehr seine herzlichen Glückwünsche für ihre überragenden Leistungen aus und rief alle Wehrmänner auf, ihre Pflicht weiterhin voll und ganz zu erfüllen. [...] Dr. Hector beendete seine kurze Ansprache mit Worten des Dankes an alle Wehren des Kreises und schloss mit dem Wahlspruch "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!"
In kürzester Zeit formierten sich die vielen hundert Wehrmänner unter Vorantritt des Lisdorfer Spielmannszuges und der Rodener Musikkapelle, der im langen Zuge außer zahlreichen Spielmannszügen die Musikkapellen von Fraulautern, Nalbach (Amtswehrkapelle) und Düren (Feuerwehr) folgten. Auf dem Kleinen Markt hatten die Ehrengäste inzwischen Platz genommen, als der Festzug durch die Innenstadt marschierte und vom Großen Markt in die Französische Straße einbog. Es war fürwahr ein imposantes Bild, als die Dreierkolonnen an der Ehrentribüne vorbeimarschierten.
Rechtes Bild: Auf der Ehrentribüne am Kleinen Markt haben in der ersten Reihe Platz genommen (von rechts) Konsul Tersac, Bürgermeister Merziger, Sanitätskolonnenführerin Schulz, Kreisbrandmeister Hoffmann, Innenminister Dr. Hector und (verdeckt) Landrat Dr. Diwo.
Mit dem Vorbeimarsch vor Innenminister Dr. Hector und den zahlreichen Ehrengästen war der offizielle Teil des Kreisfeuerwehrtages beendet und die Wehren zogen in ihre Stabsquartiere.
Am Abend vereinigten sich die Wehrmänner mit ihren Angehörigen zum Feuerwehrball im Städtischen Saalbau."
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