Gasthaus Scherer in der Schlächterstraße eingestürzt
Sieben Menschen fanden den Tod, zahlreiche wurden verletzt
Ein grauenvolles Unglück zerriss am Montag, dem 1.9.1958 um 17.10 Uhr die Festtagsfreude in der Stadt Saarlouis, die ihre Kirmes feierte. Das alteingesessene Gasthaus Scherer in der Schlächterstraße stürzte ein und begrub etwa 40 Gäste unter seinen Trümmern. Kurze Zeit später waren die Feuerwehren von Saarlouis, Dillingen und benachbarte Wehren an der Unglücksstelle eingetroffen. Dort bot sich ihnen ein grausiges Bild. Das 1 ½ stöckige Haus war in sich zusammen gestürzt. Ursache für das Unglück, so stellte sich später heraus, waren Bauarbeiten auf dem angrenzenden Grundstück. Dort wollte sich der Besitzer der Gaststätte ein vierstöckiges Gebäude errichten lassen. Eine Baugrube war schon ausgehoben worden, jedoch ohne den Giebel des Gasthauses abzustützen. Dadurch brach das Kellergewölbe nach außen weg, während der Giebel nach innen einstürzte.
Feuerwehrleute und in Saarlouis stationierte französische Pioniereinheiten boten alle zur Verfügung stehenden Mittel auf, um die verschütteten Menschen zu bergen. Aber sie konnten kaum etwas mit Maschinen machen, weil ja noch Menschen unter den Trümmern lagen, also haben sie mit bloßen Händen gegraben. Auch das Rote Kreuz war schnell vor Ort und versorgte die Verletzten. Zwischen Feuerwehrleuten, Soldaten und Rot-Kreuz-Helfern tauchten immer wieder die Ortsgeistlichen von St. Ludwig und der französische Militärpfarrer auf und leisteten den Verletzten Beistand.
Sofort nach Bekanntwerden der Katastrophe waren Bürgermeister Schreiner und Landesbrandinspekteur Hoffmann am Unfallort. Gegen 19.00 Uhr trafen auch Ministerpräsident Reinert und der stellvertretende Innenminister Lorscheider ein. Gegen 19.30 Uhr ließ die Ortspolizeibehörde mit Lautsprecherwagen dazu auffordern, sämtliche anlässlich der Kirmes angekündigten Musik- und Tanzveranstaltungen einzustellen. Gegen Ende der Bergungsarbeiten gegen 21.00 Uhr war die traurige Bilanz 7 Tote und 20 Verletzte im Städtischen Krankenhaus Saarlouis, der St. Elisabeth Klinik Saarlouis und dem Völklinger Krankenhaus.
Katastrophal muss auch das Verhalten von Schaulustigen und Verkehrsteilnehmern gewesen sein. So heißt es in einem Artikel der Saarbrücker Zeitung von damals: Die Rettungsmannschaften "hatten alle Mühe, an das zertrümmerte Haus heranzukommen, da die anliegenden Straßen von Neugierigen sofort blockiert waren." Und weiter: "Weder Kraftfahrer noch Straßenbahnführer beachteten die Martinshörner und Blaulichter von Feuerwehr und Polizei. Selbst die heranrasenden Krankenwagen erhielten keine freie Fahrt. Trotz eines großen Aufgebots von Polizisten konnten die Straßen nicht hermetisch abgeriegelt werden."
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