Knapp an einer Katastrophe vorbei kamen am Ostersonntagmorgen die Bewohner von 42 Wohnungen eines sechsgeschossigen Wohnhauses im Stadtteil Steinrauch. Das Haus unterliegt wegen seiner Höhe noch nicht der Hochhausbauordnung und ist deshalb auch nur mit einem innenliegenden, ungeschützten Treppenhaus ausgestattet. Die Treppen und Wände waren ordnungsgemäß mit einem als schwer entflammbar qualifizierten Bodenbelag ausgelegt und verkleidet.
Gegen 03.00 Uhr brach im Erdgeschoss dieses Anwesens ein Feuer aus. Innerhalb kürzester Zeit waren die Löschbezirke Ost und Innenstadt mit 60 Mann, zwei Drehleitern, fünf Tanklöschfahrzeugen und einem Wasserwerfer vor Ort und im Einsatz. Mit mehreren Rohren wurde versucht das Feuer niederzukämpfen. Atemschutztrupps versuchten in das Treppenhaus vorzudringen, wo ihnen bereits meterhohe Flammen entgegenschlugen. Die Hitze war so stark, dass die Visiere der Helme und Atemmasken schmolzen. Ein Feuerwehrmann, der 25-jährige Michael Benz, wurde dabei schwer und zwei weitere leicht verletzt.
Das Feuer war in einer Wohnung im Erdgeschoss entstanden, von wo es sich rasend schnell über das Treppenhaus ausbreitete. Auch die Aufzugsanlage wurde vernichtet, drei Wohnungen brannten völlig aus, drei weitere Wohnungen wurden schwer beschädigt. Vier weitere Wohnungen wurden durch Ruß und Qualm der schmorenden Styroporisolierung der Außenfassade schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Augenzeugen berichteten: "Hilflos standen die Bewohner, darunter mehrere alte Menschen, bei kaltem Wind auf den Balkonen. Mit nassen Handtüchern versuchten sie, das Eindringen der beißenden Rauchschwaden in ihre Wohnungen zu verhindern." Da der Hauptrettungsweg Treppenhaus durch das Feuer versperrt war, ordnete Einsatzleiter Wehrführer Rudolf Quirin die sofortige Evakuierung über Leitern an. Dabei gab es für die Drehleitern erhebliche Probleme, weil die Rettungszufahrt durch parkende PKW der Hausbewohner versperrt war und diese erst entfernt werden mussten, bevor die Leitern in Stellung gebracht werden konnten. In den unteren Etagen wurden Steck- und Schiebeleitern eingesetzt, um die Bewohner herabzuholen. Es gelang jedoch schließlich, alle Betroffenen in Sicherheit zu bringen. Es war dies das erste Mal, dass die Freiwillige Feuerwehr Saarlouis mit einem Brand dieser Art und Größenordnung, was die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr angeht, konfrontiert war. Die Saarlouiser Feuerwehr hat aber in dieser Ausnahmesituation ihre Ausbildungsstand und ihre Einsatzfähigkeit voll unter Beweis gestellt. Dies veranlasste auch den Oberbürgermeister Dr. Manfred Henrich, ein Dank- und Anerkennungsschreiben an den Wehrführer und seine Feuerwehr zu richten. Auch die Tochter einer älteren Bewohnerin des Hochhauses richtete einen herzlichen Dankesbrief an die Saarlouiser Feuerwehr.
Am Sonntagmorgen bot das Hochhaus ein Bild der Verwüstung: Zerborstene Fenster, sogar zerschmolzene Türschlösser, teilweise abgelöste Isolier-Außenhaut des Hochhauses, verwüstete Wohnungen, der Sachschaden liegt in Millionenhöhe.
(Quellen: Saarbrücker Zeitung, Zeitung Bonjour, Archiv der FF Saarlouis)