07.08.1880 Brand Ludwigskirche Saarlouis
Der Turm der Pfarrkirche St. Ludwig brannte ausgerechnet während der 200-Jahrfeier der Stadt Saarlouis im Jahre 1880 vollständig ab. Es war ein wahrhaft historischer Einsatz. Denn auch die heutige Freiwillige Feuerwehr Saarlouis mit ihrer Technik des 21. Jahrhunderts hätte bei einem solchen Brandereignis ihre Schwierigkeiten gehabt.
Entsprechend beeindruckend ist der Bericht zu diesem Ereignis, den Dr. Severin Delges in seinem Buch "Geschichte der katholischen Pfarrei St. Ludwig" 1931 niederschrieb:
"Der 7. August 1880 war für Saarlouis ein bedeutungsvoller stadtgeschichtlicher Gedenktag, an dem das 200jährige Bestehen der Stadt festlich begangen wurde. Abends 8:30 Uhr kündete feierliches Glockengeläute der Bürgerschaft das frohe Ereignis. Durch die Straßen der Stadt bewegte sich ein imposanter Fackelzug nach dem Französischen Tore und zurück zum Marktplatz. Von der festlich geschmückten Tribüne richtete Bürgermeister Titz herzliche Glückwünsche an die zahlreich versammelte Bürgerschaft, die freudig in das Hoch auf das fernere Wohlergehen der Stadt einstimmte. Lieder und Musikchöre verschönerten das herrliche Jubiläumsfest, das ein so unerwartet schreckliches Ende nehmen sollte. In den überfüllten Gast- und Kaffeehäusern herrschte noch überall fröhliche Feststimmung, da erscholl plötzlich gegen 11 Uhr der furchtbare Ruf "Feuer!" Im Nu stand der ganze Kirchturm in hellen Flammen. Das Turminnere, ganz aus Holz, bot einen schauerlich-schönen Anblick. Lustig wehte noch von der Spitze des Turmes die festliche Fahne. Von allen Seiten strömten die Leute herbei. Freilich, viel zu helfen gab es nicht mehr. Schon fielen glühende Balken auf die Glocken, die eben noch froh hinausgejubelt hatten. Zwei waren bald zerschmolzen. Das flüssige Erz strömte in das Innere des Turmes. Die dritte stürzte auf die Straße, die vierte fiel, ohne Schaden zu nehmen, auf einen Mauerrand in der Nähe. Und dann stürzte der Turm mit furchtbarem Getöse in sich zusammen. Das rasende Feuer griff auf das Kirchendach über. Dechant Hecking und Kaplan Stein eilten, unterstützt von Offizieren der Garnison und beherzten Bürgern, herbei, die geweihten Gefäße und sonstigen Wertgegenstände schleunigst in Sicherheit zu bringen. Mutig bekämpften die Wehren von Saarlouis, Fraulautern und Dillingen das verheerende Feuer. Der herrschende Südost trieb die gierigen Flammen von dem lichterloh brennenden Kirchendach auf die an die Kirche anstoßenden Häuser. Das dem Kaufmann Mayer gehörige brannte bis auf den Grund nieder, das rechte, heute Haus Jules Baltzer, erlitt durch herabfallendes Gebälk und Steinstücke erheblichen Schaden. Und das Ende? Das schöne Gotteshaus ohne Turm, ohne Dach und Glocken, ohne Orgel und Uhr. So verlief der denkwürdige Tag, an dem man das 200jährige Bestehen der Stadt festlich und feierlich begehen wollte."
Schon damals galt offensichtlich der Grundsatz, dass kein Ereignis so schlimm ist, dass es nicht doch noch etwas Gutes hätte. So hat ein Saarlouiser Fabrikant diesen schrecklichen Brand als Motiv für ein Werbeplakat für sein Produkt genutzt. Dabei stehen Ereignis, Darstellung, Produkt und Produktname in einem wohl etwas kuriosen Zusammenhang. Auch zeigt dieses Plakat, mit welch großem künstlerischen Aufwand damals solche Werbeplakate hergestellt worden sind. (Ein Original befindet sich im Besitz der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis.)
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