Millionenschaden bei der Dillinger Hütte

Gasbehälter brach auseinander

 

Zu einem größeren Schadensereignis mit insgesamt sechs Verletzten, davon einer schwer, kam es am Samstag, dem 20. Mai 1995 gegen 7.00 Uhr auf dem Gelände der Dillinger Hütte. Das Bassin eines 30 Meter hohen Glockengasometers, das mit einem Wasser-Öl-Gemisch gefüllt war, ist in seinem unteren Teil auseinadergebrochen, wodurch sich ca. 20 000 Kubikmeter des Wasser-Öl-Gemischs schlagartig wie eine Flutwelle auf das angrenzende Gelände ergossen. Durch den hohen Wasserdruck wurde ein neben dem Gasometer stehendes Gebäude, das als Labor genutzt wurde, total zerstört. Auch Autos wurden ineinander geschoben und zerquetscht, die Rahmen von Fahrrädern wurden wie Streichhölzer verbogen und weggespült, Bäume wurden entwurzelt und nahegelegene Eisenbahnschienen zerstört. Die Wassermassen waren so gewaltig, dass ihre zerstörerischen Auswirkungen noch im Umkreis von 300 Metern sichtbar waren.

Nach Aufreißen des Gasometers fing das ausströmende Gas Feuer. "Die Flammen schlugen 20 Meter hoch", berichteten Augenzeugen. Es kam zu mehreren Bränden, die von der Werksfeuerwehr mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren aus Dillingen und Saarlouis unter Kontrolle gebracht werden konnten. Auch wurde sofort Umweltalarm ausgelöst, da zu befürchten war, dass das Wasser-Öl-Gemisch in die Prims und von dort in die Saar fließen könnte. Wenige Stunden nach dem Unglück wurden auch zwei Messgeräte, die schwach radioaktive Strahler enthielten, aus den Trümmern des Labors geborgen und gesichert.

Auf der Prims im Hüttengelände und an der Mündung zur Saar hatten die Freiwilligen Feuerwehren Ölsperren eingerichtet, um das aus dem Bassin des Gasometers ausgelaufene Wasser-Öl-Gemisch aufzufangen. Über das ganze Wochenende saugten Tankfahrzeuge von Spezialfirmen das aufgefangene Öl von der Prims ab.




Stichwort Glockengasometer

Diese Gasbehälter sind sogenannte "Teleskop-Gasbehälter", "Glockengasbehälter" oder "nasse Gasbehälter". Hier das Schema eines Teleskopgasbehälters.

Das Bassin ist mit Wasser und einem Schmierstoff gefüllt (blau) und muss auch im Winter geheizt werden.

Oberhalb des Wassers drückte das Gas (gelb) je nach Menge die Tassen und Oberglocke mehr oder weniger nach oben.

Seitlich werden die Tassen und die Oberglocke in einem Gerüst geführt.

Funktionsprinzip:

Die Oberglocke (die oberste mit Dach) und die Hubteile (Teleskope oder Tassen) tauchen in ein Wasserbassin bei Änderung des Speicherinhaltes mehr oder weniger tief ein. So ist auch von außen stets sichtbar, ob der Behälter "voll" oder "leer" ist.

Die Abdichtung erfolgte mit einer Mischung aus Wasser und einen ölähnlichem Mittel (gegen Korrosion und für die Schmierung)

Das stets sichtbare Gerüst dient zur Führung der einzelnen Hubteile und der Oberglocke. Die riesige Wassermenge in dem Bassins muss im Winter beheizt werden, damit die Tassen nicht festfrieren und das Bassin nicht platzt.

Die älteren Behälter dieser Art hatten nur eine Oberglocke und keine Hubteile, so wie der Behälter der Dillinger Hütte.

(Quellen: Saarbrücker Zeitung, Saarlouiser Woche, Archiv der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis)