Zwei Großbrände an einem Tag
Die Freiwillige Feuerwehr Saarlouis war als Standort der Kreismotorspritze für die damalige Zeit hochtechnisiert. Deshalb erstreckte sich ihr Einsatzgebiet auch weit über die Stadtgrenzen hinaus und deshalb war die Einsatzbelastung auch entsprechend hoch. Ein krasses Beispiel dafür war der 20. Dezember 1938, als die Saarlouiser Feuerwehr mit der Kreismotorspritze an einem Tag zu 2 Großbränden ausrücken musste: morgens zu einem Großbrand auf der Dillinger Hütte und nachmittags zu einem Großfeuer in Neuforweiler. Über beide Ereignisse berichtete die Saarzeitung in ihrer Ausgabe vom 21.12.1938 wie folgt:
"Gestern morgen brach in einem der Kohlentürme der Dillinger Hütte bei den Koksbatterien im Hochofengelände, in denen die Kohlen zerkleinert und gemischt werden, Feuer aus. Die Hüttenleitung alarmierte Großfeuer, das die ganze Ortswehr zur Hilfeleistung heranzog, und benachrichtigte die Kreismotorspritze. Man hatte diese Maßnahmen vorsichtshalber getroffen, und es erwies sich als gut, da das Feuer sehr schwer zu bekämpfen war. Man musste die Schlauchleitungen über die Transportbrücken an den Brandherd heranführen. Das Innere des Turmes war eine einzige Feuerlohe, die eine ungemein große Hitze entwickelte. Das Eisengerüst glühte und es bestand Gefahr, dass das Mauerwerk einstürzte. Die Ortswehr griff den Herd mit der 1200 Ltr.-Motorspritze an, und bekämpfte ihn von links mit einer 75 mm-Leitung. Die Hüttenwehr tat das gleiche von rechts mit einer 52 mm-Leitung. Während die Kreismotorspritze die Abwehr mit einer weiteren 75er Leitung tatkräftig unterstützte. Bei der starken Rauchentwicklung im Innern konnte nur mit Sauerstoffgeräten gearbeitet werden, und trotz der empfindlichen Kälte leisteten die Wehrmänner vorbildliche und schnelle Arbeit. Um 12.30 Uhr hatte man das Feuer wirksam niedergekämpft, und zwar ohne jegliche Zwischenfälle. Die Kreismotorspritze rückte ab. [...] Der Schaden, den das Feuer anrichtete, ist sehr beträchtlich. Sämtliche Maschinen des Turmes wurden vollständig vernichtet. Das Feuer wirkte sich auch auf den Produktionsgang aus. So musste, da die Koksbereitung ins Stocken kam, ein Hochofen gestoppt werden, [...]."
"Gestern nachmittag brach in Neuforweiler ein Brand aus, der bei dem herrschenden Wind leicht eine große Ausdehnung hätte nehmen können. Kurz nach 5 Uhr bemerkte ein Kind in der Scheune neben der Bäckerei und Kolonialwarenhandlung Haas, dass Feuer ausgebrochen war, das sich sehr rasch ausbreitete. Die sofort alarmierte Wehr von Neuforweiler griff mit mehreren Leitungen den Brand an, der in den Futtervorräten reiche Nahrung fand. Da das Feuer auf den Dachstock der angebauten Wirtschaft Steil übergriff und über die Brandmauer der Scheune hinweg auch in dem Dachstock des Wohnhauses Haas sich ausbreitete, wurden die Wehr von Altforweiler und die Kreismotorspritze von Saarlautern zur Brandstätte gerufen. Der vereinten Anstrengung der Wehren gelang es in etwa einstündiger Arbeit, ein weiteres Umsichgreifen des Feuers zu verhindern. Dazu trug neben der inzwischen eingetretenen Windstille auch der Umstand bei, dass die Hydranten durch die Vorsorge der Neuforweiler Wehr trotz der Kälte sofort zu bedienen waren. Das Wasser gefror sofort und bildete auf dem weiten Vorplatz der gegenüber der Kirche gelegenen Häuser eine einzige große Eisfläche.
Ausgebrannt sind die Scheune, das Dachgeschoss des Hauses Haas und ein Teil des Dachstockes der Gastwirtschaft Steil. Das Vieh konnte gerettet werde.. Dagegen wurden die in der Scheune und im Dachgeschoss lagernden Futtervorräte ein Raub der Flammen. [...] Um 18.30 Uhr konnte die Kreismotorspritze, mit der auch Kreisfeuerwehrführer Marx gekommen war, nach dem zweiten Einsatz dieses Tages wieder abrücken. [...]."
(Quelle: Saarzeitung vom 21.12.1938)
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