Saint Nazaire
Die französische Stadt St. Nazaire ist seit über 30 Jahren die Partnerstadt der Kreisstadt Saarlouis. Verständlich, dass auch auf Ebene der beiden Feuerwehren von Beginn der Partnerschaft an Kontakte gepflegt werden, die nicht nur offiziell bestehen, sondern auch zu privaten Freundschaften geführt haben.
St. Nazaire liegt im Mündungsdelta der Loire am Atlantik in der Südbretagne. Es besitzt den viertgrößten Hafen Frankreichs und ist größter Atlantikhafen Frankreichs mit 30 Mio. Tonnen Warenumschlag im Jahr.
Zugleich ist St. Nazaire größter französischer Standort für den Schiffbau; hier werden auch die größten Passagierschiffe der Welt gebaut, wie zuletzt die Queen Mary II, die Ende 2003 vom Stapel lief. Zudem ist St. Nazaire zusammen mit der Nachbarstadt Nantes zweitgrößtes Luftfahrtzentrum Frankreichs, werden hier doch bedeutende Komponenten für die Airbus-Generationen A 320 bis A 600 gebaut. Weitere Industrien der 70.000 Einwohner-Stadt sind der Maschinenbau, die Feinblechproduktion, der Bau von Landfahrzeugen, darunter auch Feuerwehrfahrzeuge, sowie die Nahrungsmittelproduktion, der Behälterbau und die Baubranche.
Eine solche Ballung von Industriezweigen erfordert natürlich eine schlagkräftige Feuerwehr. St. Nazaire hält daher 105 Berufs- und 30 freiwillige Feuerwehrleute vor, die rund um die Uhr den Brandschutz und die technische Hilfeleistung gewährleisten. Seit vor 4 Jahren die Trägerschaft der Feuerwehren von den Kommunen auf die Departements (vergleichbar den deutschen Bundesländern) übertragen wurde, wird auch in St. Nazaire der Fahrzeugpark der Feuerwehr schneller modernisiert, aber in der Anzahl der Fahrzeuge reduziert. Zudem werden auch in St. Nazaire bei größeren Schadenslagen die umliegenden Nachbarwehren alarmiert, die dann nicht selten 20 km weit zum Einsatzort eilen. Umgekehrt ist die Feuerwehr St. Nazaire als Stützpunktfeuerwehr häufig auch überörtlich im Einsatz.
Die Grundausbildung der Berufsfeuerwehrleute ist mit der der freiwilligen Kameraden identisch. Erst nach Abschluss dieser Grundausbildung erfolgt eine weitergehende Spezialisierung, z. B. als Rettungssanitäter, Taucher oder Höhenretter. Zu den freiwilligen Helfern bei der Feuerwehr St. Nazaire gehört auch der Feuerwehrarzt, der bei Bedarf ständig zur Verfügung steht.
Im Gegensatz zu unserer ausschließlich freiwillig organisierten Feuerwehr werden die St. Nazairer freiwilligen Feuerwehrkameraden in den Schicht- und Einsatzdienst der hauptamtlichen Feuerwehrleute integriert. Der Dienst der freiwilligen Feuerwehrleute wird nach einem ausgeklügelten Prämiensystem bezahlt, wobei Übungen und der Einsatzdienst sowie Nachtdienste und Dienste am Wochenende zu Zuschlägen auf die Grundprämie führen. Der Dienst einer Schicht dauert 24 Stunden. Die Auszahlung dieser Prämien ist im übrigen steuerfrei!
An Spezialeinheiten, die in St. Nazaire Dienst verrichten, seien an dieser Stelle die Höhenrettungsgruppe sowie die Tauchergruppe besonders erwähnt. Erheblichen Anteil an den steigenden Einsatzzahlen hat der Rettungsdienst der Feuerwehr, der - wie in Frankreich durchgängig üblich - auch von der Feuerwehr St. Nazaire wahrgenommen wird.
Im Zuge der fortschreitenden Europäisierung von Rechtsnormen und den damit verbundenen europaweiten Ausschreibungen von Fahrzeugen wurde vor 2 Jahren erstmals auch eine DLK 23/12 mit Metz-Aufbau und MAN-Fahrgestell in Dienst gestellt. Weitere Fahrzeuge werden im Anhang zu diesen Ausführungen vorgestellt.
Seit dem 30. November 2007 haben die St. Nazairer Kameraden nach 25jähriger Planungszeit endlich ihr neues Brandschutz- und Hilfeleistungszentrum (Centre d'Incendie et de Secours) bezogen.
An Großeinsätzen sei der Brand auf einem Passagierschiff Mitte der 1980iger Jahre erwähnt, der über 250 Feuerwehrleute aus dem gesamten Departement Loire-Atlantique 3 Tage lang in Atem hielt. Bis an die Grenzen der psychischen und physischen Belastung wurden die Kameraden der St. Nazairer Feuerwehr auch gefordert, als im November 2003 eine Gangway zu dem kurz vor dem Stapellauf befindlichen größten Passagierschiff der Welt, der Queen-Mary II, einbrach, wobei 15 Menschen ums Leben kamen.
Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis werden den regen Kontakt zu ihren französischen Freunden - auch und gerade in einer zunehmend globalisierten Welt - weiter pflegen - zum Wohle der gegenseitigen Freundschaft und auch dem Austausch feuerwehrtechnischer Neuerungen.
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