b) Von der Eingemeindung 1907 bis zur Feuerwache Ost 1973

Im Zuge der Eingemeindung von Roden nach Saarlouis im Jahre 1907 bildete die Rodener Wehr fortan innerhalb der gesamtstädtischen Wehr doch weitgehend selbstständige Löschzüge.

Je nach dem Mitgliedsbestand verfügte Roden mal über einen oder auch zwei Löschzüge. Am 25. Oktober 1908 wurde die Feuerwache II, die ihren Standort in der Rathstraße hatte, feierlich eingeweiht.

Feuerwache (Saarlouis) Roden

1910 wurde die Ausrüstung der Rodener Löschzüge erheblich verbessert; zu den vorhandenen Geräten kamen hinzu:

2 Strahlrohre

6 Hakenleiter

1 Schiebeleiter

1 Einsteckleiter

1 Rettungsgerät

2 Fahrseile mit Sack

Rauchschutzapparate

1 Schlauchwagen

Ab 1926 gaben elektrisch betriebene Sirenen, die von der Polizeiwache aus bedient wurden, bei Feuer Alarm.

In dieser schwierigen Zeit feierte die Rodener Wehr 1930 ihr hundertjähriges Bestehen. Die politische Lage - das Saarland war von Deutschland abgetrennt - und die sich anbahnende Wirtschaftskrise (Deutschland hatte bereits über 2 Millionen Arbeitslose) ließen es angebracht erscheinen, keine aufwendige Jubiläumsfeier zu organisieren.

So wurde das 100-jährige Bestehen der Wehr im Rahmen eines Familienabends gefeiert. Bürgermeister Dr. Latz wies in seiner Ansprache darauf hin, dass man in Anbetracht der Lage nicht eine pompöse Feier durchführen wollte, doch könne man anderseits das 100. Jubiläum der Rodener Wehr nicht einfach übergehen. Nach Bürgermeister Dr. Latz würdigten auch Pfarrer Funk und der Beigeordnete Prüm die Verdienste der Wehr. Umrahmt wurde der Familienabend durch die Weisen der Feuerwehrkapelle unter Leitung von Kapellmeister Kopp. Seit der Jahrhundertwende hatte die Rodener Wehr eine eigene Kapelle, die sich überall großer Beliebtheit erfreute, sie wurde aber zu keinen Übungen und Einsätzen herangezogen.

Heute hat die Wehr einen guten Spielmannszug, der weit über die Landesgrenzen bekannt ist. Er steht unter Leitung von Oberlöschmeister Alfred Lay.

In den Jahren nach 1930 wurde die Ausrüstung der Rodener Wehr immer wieder verbessert. Bei Kriegsausbruch 1939 wurden viele Feuerwehrleute zum Wehrdienst einberufen. Um die entstandenen Lücken auszufüllen, wurden u.k.- gestellte Männer für die Feuerwehr dienstverpflichtet.

Während der ersten Evakuierung 1939/40 hatte die Rodener Wehr ihren Standplatz in Saarwellingen, das nicht mehr zur "roten Zone" gehörte.

Zum Aufgabengebiet der Wehr zählte in dieser Zeit neben dem Löschdienst für den Restkreis Saarlautern auch das Auspumpen von Schützengräben und Artilleriestellungen. Als Anfang 1942 die Luftangriffe auf deutsche Städte begannen, wurde die Wehr nach Großangriffen bis hin nach Ludwigshafen und Mannheim eingesetzt.

Als dann in der Nacht vom 1. zum 2. September 1942 bei dem Angriff englischer Bomber auf "Saarlautern" - wie Saarlouis damals hieß - vor allem Roden und Fraulautern schwer getroffen wurden, musste selbst nachbarliche Löschhilfe angefordert werden. In Roden und Fraulautern wüteten Großbrände. Noch während des Angriffs begannen die ersten Wehrleute mit den Lösch- und Bergungsaktionen. Manche Einwohner verdanken den Leuten von der Freiwilligen Feuerwehr nicht nur Hab und Gut, sondern auch ihr Leben. Der Tagesangriff am 5. Oktober 1943, von amerikanischen Bomberpulks durchgeführt, galt vor allem der Innenstadt. Bei beiden Angriffen wurden in Saarlautern von der Feuerwehr und freiwilligen Helfern 92 Personen lebend aus den Trümmern geborgen; für 128 Einwohner kam jede Hilfe zu spät. 1944 wurden alle Feuerwehrmänner eingezogen; für den Löschdienst wurden weibliche Hilfskräfte dienstverpflichtet. Sie standen ihren männlichen Kollegen in nichts nach. Bei den schweren Kämpfen um die "Zitadelle" von Saarlautern von Ende November bis Mitte Dezember 1944 wurden die Stadtteile Roden und Fraulautern völlig zerstört, auch die Innenstadt wies schwere Zerstörungen auf.

Nach der Kapitulation 1945 musste aus dem Nichts heraus alles neu aufgebaut werden. Dies galt auch für die Feuerwehren. Die Spritzenhäuser in Saarlouis, Roden und Fraulautern lagen in Trümmer; für die Stadtteile Roden und Fraulautern waren noch zwei tragbare Motorpumpen, die zudem nicht einsatzfähig waren, vorhanden. Erst 1947 begann wieder eine organisierte Löschhilfe.

In Roden verpflichteten sich 12, in Fraulautern 13 Mann für fünf Jahre, in der Wehr Dienst zu tun. Die Wehrmänner erhielten in dieser Hungerzeit bei Einsätzen von mehr als drei Stunden Sonderzuteilungen an Lebensmitteln, und zwar 100 g Brot, 20 g Käse, 80 g Fleisch und 60 g Teigwaren.

Die Rodener Wehr hatte in den Aufbaujahren wechselnde Mannschaftsstärken: Von 12 Mann 1947 über 27 Mann und 12 Altersmitglieder 1954. Im Jahre 1960, beim 130. Stiftungsfest, verfügte der Rodener Löschzug unter Brandmeister Leo Wirth über 43 Feuerwehrleute und 12 Mann in der Altersabteilung.

Analog zum personellen Aufbau wurde auch die Ausrüstung immer wieder verbessert. Die Ausbildung erfolgte vor allem in der Landesfeuerwehrschule in Saarbrücken.

Wie sehr dem Stadtrat und der Verwaltung an einer schlagkräftigen Wehr gelegen war, zeigte sich vor allem in der zügig durchgeführten Neuausrüstung der Wehren im Stadtbezirk. Im Januar 1953 erhielt der Löschzug Roden u. a. ein Löschgruppenfahrzeug (LF 8), das vor allem der Bekämpfung von Flächenbränden diente. Bereits 1949 wurde für das zerstörte Spritzenhaus in der Rathstraße hinter der Mädchenschule in der Schulstraße ein neues Feuerwehrhaus erbaut.

Spritzenhaus in Roden von 1950 bis 1973

Das Alarm-System wurde auf- und ausgebaut. Im Jahre 1952 wurde in Roden, Fraulautern und Beaumarais jeweils eine zweite Sirene installiert. Bis 1954 waren in allen Stadtteilen wieder überall mehrere Sirenen vorhanden. In den ersten Jahren nach dem Krieg erfolgte die Alarmierung über Kirchenglocken - soweit noch vorhanden - und Signalhörnern.

Von 1946 bis 1960 registrierte man in Roden rund 60 größere Einsätze. Bei dem Großfeuer 1955 in der Halle IV der Jägerkaserne (jetzige Graf-Werder-Kaserne) waren die Wehren der Innenstadt, Roden und Fraulautern im Einsatz.

Auf 40 größere Einsätze kam die Wehr in dem Jahrzehnt von 1960 bis 1979 wobei auffällt, dass in dieser Zeit allein 10 Einsätze bei Flächen- bzw. Waldbränden enthalten sind. Viele Einsätze wurden von Kriegsende bis 1970 auch bei Hochwasser- und Sturmkatastrophen geleistet.

Am 19. und 20. September 1970 feierte der Löschzug Roden sein 140-jähriges Bestehen. Die Wehr bestand aus 39 Feuerwehrleuten, 9 Mann in der Jugendfeuerwehr und 4 Mann in der Altersabteilung. Löschzugführer war Rudolf Sieb.