Geschichte der Fraulauterner Feuerwehr
Das Gründungsjahr für die Fraulauterer Wehr lautet 1864. Dass es jedoch schon viel früher eine organisierte Löschhilfe in Fraulautern gab, zeigt unter anderem eine Erkennungsmedaille von 1838.
Die Medaille, die um den preußischen Adler herum die Inschrift "Feuerwacht von Fraulautern" zeigt, befindet sich noch heute im Besitz von Oberbrandmeister Rudolf Sieb.
Des Weiteren geht aus einer Bekanntmachung des Bürgermeisters Jean Wirth vom 23. April 1817 ein weiteres Gründungsjahr hervor. Die Schöffenräte der Bürgermeisterei wurden aufgefordert zu überlegen, wie Mittel zur Beschaffung von Feuerlöschgeräten, wie Spritzen, Feuereimer, Feuerhaken und Feuerleitern, zu beschaffen seien.
In einer Haushaltsliste vom 30. Juni 1834 sind für die Unterhaltung von Löschgeräten 61 Taler, 29 Silbergroschen und 10 Pfennig angegeben.
In der gleichen Liste sind für die "Verabreichung von Viktualien an die Feuerlöscher-Compagnien" 27 Taler, 2 Silbergroschen, 5 Pfennig ausgewiesen. Bei diesen "Viktualien" handelt es sich um Darreichung von Umtrunk nach Bränden. Da 1834 lediglich ein größerer Brand aus Roden gemeldet wird, muss es angesichts des doch erheblichen Betrags von über 27 Talern noch eine ganze Reihe von kleineren Bränden in der Bürgermeisterei Fraulautern gegeben haben.
Das Jahr 1864 wird als Gründungsjahr angenommen, weil in einem Protokoll von Bürgermeister Lemoine am 27. August 1864 die Statuten neu gefasst wurden. In der Präambel des Status führt Lemoine aus, dass aus Gründen der Disziplin und Ordnung ein neues Statut notwendig werde.
Jede Feuerlösch-Compagnie bestand aus 1 Hauptmann, 1 Leutnant, 1 Feldwebel, sieben Unteroffizieren, zwei Hornisten, 2 Rohrführer, 2 Sapeuren und 16 Pompiers. Außerdem war jeder Feuerlösch-Compapnie eine aus 20 Mann bestehende Feuerwacht- und Rettungsmannschaft zugeteilt.
Beim Einsatz hatte der Hauptmann den Oberbefehl nur bis zum Eintreffen des Bürgermeisters. Die Offiziere wurden von den Feuerlöschern gewählt, doch der Bürgermeister sicherte sich ein Einspruchsrecht. Das Gleiche galt für die Entlassung von Offizieren und Mannschaften. Zur Sicherung der Disziplin wurde ein eigener Ausschuss eingesetzt.
Auch Geldstrafen wurden verhängt. So heißt es z.B. im §17 des Statuts:
"Jeder Feuerlöscher, welcher bei einem Brande fehlt, ohne sich ausweisen zu können, dass wichtige Verhinderungs-Gründe ihm zur Seite gestanden, verfällt das erste Mal in eine Strafe von 5 Silbergroschen, das zweite Mal in eine Strafe von 10 Silbergroschen und das dritte Mal wird er vor den Ausschuss gestellt."
Der Bürgermeister machte von seinem Recht, aus triftigen Gründen die Wehr aufzulösen, im Jahre 1877 nach Unstimmigkeiten mit dem Rodener Wehrführer Senzig Gebrauch.
Im Jahre 1850 standen in Fraulautern 253 Häuser mit 308 Schornsteinen; 1880 waren es bereits 502 Häuser mit 1079 Schornsteinen. Es ist überliefert, dass die vorgeschriebenen Brandschauen, die u.U. zum Abriss von Schornsteinen und Backöfen führten, in Fraulautern sehr streng gehandhabt wurden.
Die gegenseitige Löschhilfe wurde vom Gemeinderat am 7. Dezember 1874 neu festgesetzt. Sie betrug nun für die Spritze 15 Mark, für die 2. Spritze 9 Mark, bis 6 Stunden 20 Mark und über 6 Stunden 40 Mark.
Der Landwehr und Reserveverein Fraulautern bot sich am 9. Februar 1885 an, aus seinen 50 Mitgliedern eine neue Gemeinde-Feuerwehr zu bilden. Der Verein verlangte dafür die Gestellung von Drillichröcken und eine Vergütung von 60 Mark je Brand. Der Gemeinderat war einverstanden; im März 1885 erhielt der Verein folgende Geräte:
1 große und 1 kleine Spritze,
1 Wagen mit Wasserfässern,
1 Leiterwagen,
Große und kleine Feuerhaken,
6 Schläuche mit Mundstücken,
1 leinene Decke
1 Vorspannwagen zur Spritze.
Im gleichen Jahr wurde es durch einen Zuschuss der Rheinischen Feuersocietät möglich, eine zweirädrige Saug- und Druckspritze anzuschaffen. 1886 führte Hauptmann Wirth die Wehr. Da die Wehr nun über 3 Spritzen verfügte, wurde sie 1887 auf 60 Mann erhöht.
1889 war ein Dolobois Oberbrandmeister; seit 1900 war Nikolaus Hanus Wehrführer.
1907 bestand die Fraulauterner Wehr aus einem Löschzug, drei Offizieren und 43 Mann. 1908 feierten Brandmeister und Gastwirt Nikolaus Heinrich und der Schriftführer, der Fabrikarbeiter Johann Fontaine, ihr 25jähriges Dienstjubiläum. 1909 hatte Fraulautern 6084 Einwohner, die Wehrstärke betrug 51 Mann, wurde aber noch im gleichen Jahr auf 60 Mann verstärkt. Die Wehr war vorbildlich ausgerüstet, wie ein Blick auf die Geräte-Liste zeigt:
1 Druckspritze
1 Saug- und Druckspritze
1 Hydrophor
1 Leiterwagen
2 Schlauchkarren
4 Leitern
2 Steigerleitern
4 Hakenleitern
1 dreiteilige Einsteckleiter
4 große Feuerhaken
2 kleine Feuerhaken
3 Beile und 3 Äxte
2 Gabeln
25 Wassereimer
200m Rutan-Schlauch
14 Schläuche
5 Druckschläuche
Zubringer
20 Paar Kupplungen (Storz)
1 Übergangsstück für Hydrophor,
2 dergleichen für Spritzen,
5 Strahlrohre,
2 Minimaxapparate,
1 Laterne,
1 Rauchschutzapparat,
1 Ledertasche mit Rauchbrille,
Mundschwamm mit Essigflasche
2 Steigerausrüstungen.
Am 17. März 1913 löste sich die Wehr mit 40 gegen 4 Stimmen auf, doch bereits drei Wochen später, am 6. April, wurde mit 60 Mann eine neue Wehr gebildet. Oberbrandmeister wurde Fabrikdirektor Hugo Meyer, sein Stellvertreter war Fabrikant Becker; Brandmeister wurde der Gastwirt Philipp Eisenbarth, dessen Stellvertreter Zimmermeister P. Puhl.
1920 schloss sich der Wehr eine Musikkapelle an.
Am 1. April 1923 wurde Oberbrandmeister Philipp Eisenbarth von Alois Arand abgelöst. 1930 hatte die Fraulauterer Wehr 3 Löschzüge mit 78 Mann.
Was wohl selten vorkommt, ereignete sich 1933: Auf Wunsch von Kreisbrandmeister Marx verringerte Oberbrandmeister Alois Arand die Wehr auf 65 Mann.
Am 9. Januar 1930 wurde Peter Foß-Fontain anlässlich seiner 40-jährigen Zugehörigkeit zur Wehr geehrt.
Zugführer waren 1930:
Löschzug 1 Brandmeister Ney,
Löschzug 2 Brandmeister Josef Kettenhofen
Löschzug 3 Brandmeister Philipp Eisenbarth.
Während des Krieges erwarb sich die Fraulauterer Wehr - ebenso wie ihre Kameraden von Roden - große Verdienste vor allem bei dem Großangriff am 1./2. September 1942. Feuerwehr und viele freiwillige Helfer konnten 27 Personen lebend bergen, für 48 Einwohner kam jede Hilfe zu spät.
Nach dem Krieg musste völlig neu begonnen werden. 1947 hatten sich 13 Mann zur Wehr dienstverpflichtet; bis 1959 standen wieder 36 Mann und 16 Inaktive zur Verfügung.
Von 1946 bis 1960 rückte die Wehr 51-mal aus. Allein 4 Brände waren in den Stuhlfabriken zu löschen; hinzu kamen noch Brände in der Verzinkerei 1957, dann 1958 zwei Ölbrände im Emaillewerk Fontaine.
Das erste Spritzenhaus von Fraulautern befand sich im Bereich des Klosters. Das architektonisch gelungene Spritzenhaus auf der Eisenbahnbrücke, in der Straßengabelung Saarbrücker Straße / Lebacher Straße gelegen, wurde im Krieg völlig zerstört.
Im Hof der Klosterschule wurde 1950 eine neue Feuerwache gebaut, die bis zum Jahre 1973 benutzt wurde. Das Gebäude existiert heute noch immer (Stand 2006).
Nach 30jähriger Tätigkeit als Wehrführer legte am 31. August 1953 Bezirksschornsteinfegermeister Alois Arand sein Amt nieder. Er hatte bereits am 15. Oktober 1950 eine Auszeichnung für 40jährige Dienstzeit erhalten; 1960 wurde er mit dem Ehrenzeichen Stufe II ausgezeichnet.
Sein Nachfolger wurde Brandmeister Peter Bous, der im Dezember 1957 von Ernst Eisenbarth als Löschzugführer abgelöst wurde.
Franz Becker leitete dann die Wehr vom 1. Januar 1965 bis zum 1. Januar 1969.
Ihm folgte bis Ende 1972 Josef Schröder.
Bis zur Zusammenlegung mit dem Löschzug Roden führte dann Gerd Welsch die Wehr Fraulautern an.