Einsätze
ABC Einsatz in Wadgassen-Werbeln (nun mit Bericht)
2 Tote nach Familiendrama
Einsatzstelle
Ausrüsten der CSA-Träger am GW-AS
Dekon-Einheit
ABC-Erkundungskraftwagen
LKW mit kontaminierter Schutzkleidung
Zu einem nicht alltäglichen und zugleich tragischen ABC-Einsatz rückte der ABC-Zug des Landkreises Saarlouis am 15.05.2006 morgens um 8:36 Uhr nach Wadgassen-Werbeln aus.
Vermutlich aufgrund eines Streites flüchtete eine 75jährige Frau vor ihrem Ehemann. Der Ehemann schoss mehrfach mit einer Schreckschusspistole, so dass die Frau vermutlich in Panik auf der Flucht vom Balkon ca. 4m tief fiel. Dabei zog sie sich schwerste Verletzungen zu, denen sie im Verlaufe der folgenden Stunden im Krankenhaus erlag. Dass es sich bei der Waffe „nur“ um eine Schreckschusspistole handelte, wurde erst später bekannt.
Das Ehepaar hatte sich im Laufe der letzten Jahrzehnte ein Reinigungsunternehmen aufgebaut. Im Hause lagerten größere Mengen an Säuren, Laugen und Ammoniak.
Durch die Schüsse aufmerksam geworden, alarmierten Nachbarn die Polizei.
Aufgrund der eingegangen Meldung fuhren mehrere Polizeikommandos die Einsatzstelle an. Bei Betreten des Gebäudes stellte ein Polizeikommando sofort Säuredämpfe fest und verließ daraufhin das Gebäude wieder. Da für die Kollegen der Polizei nicht ersichtlich war, um welche Gefahrstoffe es sich handelte, forderte die Einsatzleitung der Polizei die Teileinheit MESSEN des ABC-Zuges des Landkreises Saarlouis zur Unterstützung an.
Der Einheitsführer des ABC-Zuges sowie der GW-MESS fuhren die Einsatzstelle an. Die weiteren Fahrzeuge des ABC-Zuges rückten wenige Minuten später nach. Nach Ankunft wurde eine Einsatzleitung bestehend aus Polizei, Feuerwehr Wadgassen, ABC-Zug und Rettungsdienst gebildet. Es erfolgte eine kurze Lagebesprechung. Eine Mitarbeiterin des Unternehmens gab bekannt, dass größere Mengen an Salzsäure, Chlor, Ammoniak und Petroleum im Gebäude gelagert werden.
Da zu diesem Zeitpunkt noch davon ausgegangen werden musste, dass der Ehemann sich im Gebäude bewaffnet verschanzt hatte, wurden zwei Kollegen der Polizei mit Masken und Filter sowie einem EX-Messgerät und einer Spürgaspumpe mit Prüfröhrchen ausgestattet. (Mess-Trupp)
Die Teileinheit DEKON begann mit der Errichtung eines Dekon-Platzes der Dekon-Stufe 3.
Der Mess-Trupp führte dann erste Messungen durch und fand dabei den Ehemann leblos mit Säure übergossen im Bad des Hauses. Er forderte umgehend einen Rettungstrupp des ABC-Zuges an. Der mit Schutzanzügen und Pressluftatmern ausgestattete Rettungstrupp barg daraufhin den Ehemann. Der Notarzt stellte den Tod fest.
Die Messungen des Mess-Trupps ergaben Salzsäuredämpfe in der Raumluft des Gebäudes.
Da sich der Trupp im Bereich der Säuredämpfe befand, wurde er einer Dekontamination unterzogen.
Die Einsatzleitung beschloss den Einsatz von Erkundungstrupps unter CSA im Erdgeschoß und Untergeschoß des Gebäudes zwecks Überprüfung der vorhandenen Gefahrgüter und evtl. ausgelaufenen Gefahrstoffe. Im Untergeschoß wurden größere Mengen der bereits genannten Gefahrstoffe vorgefunden; glücklicherweise unversehrt. Im Erdgeschoß wurde im Badezimmer, dem Fundort des Toten, eine Säurelache entdeckt. Ein weiterer Trupp unter CSA streute mit Säurebindemittel den kontaminierten Bereich ab. Mittels Überdruckbelüftung wurde versucht, die Säuredämpfe zu verringern. Abschließende Messungen mit Prüfröhrchen ergaben noch leichte Anteile von Salzsäuredämpfe in der Raumluft.
Die Einsatzleitung entschied daher, die fachgemäße Reinigung der Räumlichkeiten und den Abtransport des Gefahrgutes nach den kriminaldienstlichen Ermittlungen der Polizei durch ein Fachunternehmen durchführen zu lassen.
Der Einsatz des ABC-Zuges vor Ort war somit beendet.
Gesamtdauer des Einsatzes für den ABC-Zug: ca. 5 Std.
Eingesetzte Fahrzeuge:
ELW 1
ABC-Erkunder (GW-Mess)
GW-AS
GW-Dekon P
LKW-Kran
MTF
LF 16
RW-G (Dillingen)
ELW 2 (Dillingen)