Aktuelles Lbz. West

Do, 26. Aug. 2010 05:30 Uhr

Zu Gast bei Freunden!

Kategorie: West

Von: H. Weber

Fahrt nach Hymendorf


Bereits seit dem Florianstag dieses Jahres lag beim Löschbezirk West eine Einladung der Kameraden aus Hymendorf zum Besuch der Sail 2010 vor.

Endlich war es nun soweit. Am Donnerstag, dem 26.08.2010, pünktlich um 05:30 Uhr machten wir uns mit einer Abordnung auf den Weg nach Hymendorf. Nach staufreier und ruhiger Fahrt kamen wir gegen 15:00 Uhr in Bremerhaven an. Die Fahrt führte zunächst in den Fischereihafen, wo wir trotz fortgeschrittener Zeit traditionell ein "Fischerfrühstück" zu uns nahmen (leckere Bratkartoffeln mit Rührei und Nordseekrabben). Frisch gestärkt fuhren wir dann in unser Hotel nach Sievern und nach kurzer Erfrischung direkt nach Hymendorf, wo uns die Kameraden bereits an der Moorkate in der Nähe des Feuerwehrhauses erwarteten. Nach herzlicher Begrüßung konnten wir uns anlässlich eines Grillabends mit saarländischen und französischen Spezialitäten näher kennen lernen, die sich schon kannten, tauschten Neuigkeiten aus. Bei dieser Gelegenheit lernten wir auch Klaus Runnes "Fischschnaps" kennen. Der Ortsbrandmeister servierte einen kalten Klaren mit einem nach Matjesart eingelegten Sardellenfilet.
Am nächsten Tag war an und für sich eine Wattwanderung über 10 Kilometer von Cuxhaven zur Insel Neuwerk geplant. Da kurzfristig das Boot, das uns wieder ans Festland zurückbringen sollte wegen eines Defektes ausfiel, brachten uns die Kameraden von Hymendorf die Gegend um Cuxhaven näher. Nur die See, die sahen wir zunächst nicht. Es herrschte Niedrigwasser, so dass die Mutigen von uns doch noch in Wremen zu einem kleinen Wattspaziergang ansetzen konnten. Bei kräftigen Windböen und Regenschauern hielt sich der Spaziergang entlang der Fahrrinne jedoch zeitlich im Rahmen. Nachdem wir in einem Lokal "Fisch satt" essen konnten, fuhren wir auf einer landschaftlich sehr reizvollen Straße zurück in unser Hotel. Obwohl unsere Kameraden aus Hymendorf für den Samstag eine Überraschung und einen langen Tag angekündigt hatten, fuhren wir trotz des wieder schlechten Wetters schon recht früh zu unserem eigentlichen Ziel der Reise, nach Bremerhaven zur Sail, dem größten Windjammertreffen in Deutschland. Traditionssegler aus 17 Nationen luden zu einem Besuch an Bord ein, insgesamt konnten 250 Schiffe bewundert werden. Daneben waren rund um die Sail zahlreiche Buden und Hüttchen aufgebaut, die - wie sich später herausstellte – uns nicht nur kulinarisch bei Laune hielten. Zunächst konnten wir das italienische Segelschulschiff "Amerigo Vespucci" besichtigen. Unter den weltweit operierenden Segelschulschiffen soll diese geriggte Fregatte das in seiner Art bemerkenswerteste und prunkvollste Schiff sein. An Bord waren gerade die Kadetten zum Kleiderappel angetreten. Erst nachdem der "Spieß" die Uniformen kontrolliert und für in Ordnung befunden hatte, durften die Kadetten das Schiff zum Landgang verlassen. Vorher mussten sie aber die am Großmast gehisste italienische Fahne grüßen. Mit ein Höhepunkt war zweifelsohne die Besichtigung des deutschen Segelschulschiffs und Flaggschiffs der Sail 2010, der Bark "Gorch Fock". Beim Betreten des Schiffs war laut eine Bootsmannspfeife zu hören – wie später von einem Kadetten erklärt wurde – eine Tradition, mit der ranghohen Offizieren bei der Marine Respekt gezollt wird. Die Pfeife wird auch heute noch im Ausbildungsbetrieb verwendet. Es würde hier den Rahmen sprengen, alle Schiffe die wir besichtigt hatten zu beschreiben. Trotzdem dürfen zwei herausragende Schiffe nicht unerwähnt bleiben: die russische "Krusenstern" und die indonesische "Kri Dewaruci". Beide Schiffe haben gemeinsam, dass sie in Deutschland gebaut wurden. Die russische "Krusenstern" wurde 1926 als letzte frachtfahrende Viermastbark bei Tecklenborg in Bremerhaven gebaut. Damals hieß sie noch "Padua". Zum Ende des 2. Weltkrieges lag die "Padua" in Flensburg, wurde 1946 nach Swinemünde verholt und als Reparationsgut an die UdSSR abgeliefert. In diesem Zuge erhielt die Viermastbark den neuen Namen "Krusenstern". Das Moskauer Ministerium der Fischwirtschaft nutzt das Schiff seit 1965 als Ausbildungssegler für den Nachwuchs der sowjetischen Fischereiflotte, setzt es auch regelmäßig - wie andere Nationen - für den diplomatischen Einsatz in ausländischen Häfen ein. Die indonesische "Kri Dewaruci" hatte die weiteste Anreise nach Bremerhaven. Die Besatzung dieser Barkentine eroberte mit ihren bunten Kostümen und den bühnenreifen Musikeinlagen sofort die Herzen der Besucher. Wie man hörte, feierten die 144 Besatzungsmitglieder mit ihrem Bordorchester jeden Abend auf und vor dem Schiff fröhliche Partys, zu denen auch die Besucher der Sail eingeladen wurden. Dabei konnte es dem aufmerksamen Besucher nicht entgehen, dass am Hauptmast eine Art Seeräuberflagge – eine schwarze Flagge mit weißem Totenkopf – gehisst war. Im Laufe des Tages bummelten wir noch ein wenig über die Sail, besichtigten noch mehrere Schiffe und ließen uns zur Stärkung noch leckere Fischgerichte schmecken. Nachmittags haben wir dann den Schlechtwettertest gemacht und bei typischem Nieselregen und böigem Wind den Aufstieg auf die Plattform des Sail-City-Hochhauses gewagt. Dieses erst 2008 fertig gestellte Hochhaus misst bis zur Spitze 147 Meter und ist damit das höchste Gebäude in Bremerhaven. Ein schneller Expressfahrstuhl brachte uns auf die untere Plattform in 77 Meter Höhe. Über eine Treppe ging es dann noch etwa 10 Meter höher auf die "Flügel", die die untere Plattform seitlich überragen. Einen Wetterschutz gab es hier aber nicht. Man musste sich den Wind ungehindert um die Nase wehen lassen. Glücklicherweise hörte es auf zu regnen, so dass man die spektakuläre Aussicht wenigstens trocken und ohne Schirm genießen konnte. Ganz Bremerhaven lag uns zu Füßen: die Sail mit ihren Großseglern, die Überseehäfen, der Fischereihafen sowie die Umgebung bis hin zur Wesermündung in die Nordsee. Einfach phantastisch!
Wir mussten uns sputen, denn um 20:00 Uhr sollten wir uns wieder mit unseren Kameraden aus Hymendorf am Schiffsmuseum treffen. Nach ein paar Bierchen auf dem Museumsschiff "Seute Deern" ließen diese dann "die Katze aus dem Sack" und man muss sagen, dass die vorab angekündigte Überraschung mehr als gelungen war. Sie hatten uns einen Schiffstörn zum Höhenfeuerwerk gebucht. Wir hatten zwar immer noch die Befürchtung, dass das Feuerwerk dem norddeutschen Wetter zum Opfer fallen könnte, waren aber beruhigt, als Petrus kurz vor Beginn des Feuerwerks wohl ein Einsehen hatte und das Wasser von oben abstellte. Was wir dann sahen war einfach genial: geschlagene 20 Minuten Feuerwerk vom Feinsten. Teilweise war der gesamte Himmel von Feuerwerk überzogen und wir sahen das alles vom Wasser her, ohne jegliche Sichtbehinderung und vor der malerisch beleuchteten Skyline von Bremerhaven mit all den ebenfalls beleuchteten und über die Toppen geflaggten Großseglern. Wir waren uns einig, dass wir so etwas noch nicht gesehen haben.... und wir haben schon einige tolle Feuerwerke zur Saarlouiser Woche gesehen. Erst spät in der Nacht fuhren wir zu unserer Unterkunft zurück.
Am nächsten Tag wollten wir unbedingt das neue Klimahaus besichtigen. In diesem Haus kann man quasi eine Reise rund um die Welt antreten, von und nach Bremerhaven und immer entlang des 8. Längengrades. Wir durchwanderten vielfältige Klimazonen und trafen dort Menschen, deren Alltag stark durch das jeweils vorherrschende Klima maßgeblich bestimmt wird. Wir erlebten extreme Temperaturen und fanden erstaunliche Tiere und Pflanzen. Aber nicht nur die Temperaturen und Tiere entsprachen dem jeweiligen Original, sondern auch Luftfeuchtigkeit und Gerüche. Das polare Klima in der Antarktis bedeute Eiseskälte – in den Ausstellungsräumen des Klimahauses war es in diesem Bereich trocken und bis zu minus sechs Grad Celsius kalt. Das Klima in Mittel- und Westeuropa wird in den Sommermonaten zwischen 20 und 26 Grad Celsius und bei einer relativen Luftfeuchtigkeit um die 50 Prozent geprägt. Im Klimahaus begegneten wir diesem Klima an den Reisestationen Bremerhaven und Schweiz. Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit um die 50 Prozent herrschen in den mediterranen Ländern – im Klimahaus symbolisiert durch eine Kräuterwiese auf Sardinien. In den Räumen des Niger herrschte ein trockenes Wüstenklima mit 35 Grad Celsius. Das tropische Klima Kameruns und Samoas ist von knapp 80 Prozent Luftfeuchtigkeit gekennzeichnet und spiegelte sich in einer üppigen Pflanzenwelt wider. Bei der ganzen Reise halfen uns interaktive Exponate dabei, auch komplexe Zusammenhänge im Klimageschehen der Erde buchstäblich zu begreifen. Als wir nach rund vier Stunden unsere Weltreise beendeten, waren wir zwar ziemlich erschöpft, hatten aber noch lange nicht alles gesehen. Abends waren wir von unseren Freunden zum Fischessen ins Feuerwehrhaus eingeladen. Vor das Vergnügen setzte Ortsbrandmeister Klaus Runne jedoch die Arbeit. Krabbenpulen war angesagt. Krabbenpulen bezeichnet die etwas undankbare Aufgabe, das leckere Fleisch der Krabben aus der harten Schale zu bekommen. Jeder von uns bekam eine Portion bester Nordseekrabben, dann war Fingerspitzengefühl und Schnelligkeit angesagt. Wer zuerst mit dem Pulen fertig war, hatte gewonnen. Letztendlich hatten wir alle gewonnen und wurden mit einem köstlichen, von den Kameraden selbst zubereiteten Fischessen verwöhnt. Nordseekrabben, Schellfisch, Kabeljau und Dorsch: Herz was begehrst du? Es wurde viel gelacht und natürlich durfte auch hier der von dem Grillabend bereits bekannte "Fischschnaps" nicht fehlen. Klaus Runne hatte jedenfalls seine helle Freude daran, wenn die "Landratten" - aber auch die Einheimischen - die Sardellenfilets mit dem kalten Aquavit herunter spülten.
Die Zeit verging wie im Fluge und viel zu schnell mussten wir Abschied nehmen. Nachdem sich jeder von uns bei Klaus Runge und seinen Leuten für die herzliche Aufnahme und die hervorragende Betreuung bedankt hatte, fuhren wir wieder sehr spät zu unserem Hotel. Am nächsten Tag traten wir dann unsere Heimreise an, nicht aber ohne vorher in den Fischereihafen gefahren zu sein und uns dort mit Delikatessen eingedeckt zu haben. Da wir genug Vorbestellungen von den Daheimgebliebenen hatten, hatten wir schon vorsorglich entsprechende Kühltruhen mitgenommen. Gerard Przybyl und Günter Weber brachten uns dann ohne Zwischenfälle sicher nach Hause. Auf der Fahrt ließen wir die gesamte Reise noch einmal Revue passieren. Bei jedem hinterließ diese Fahrt einen überaus positiven Eindruck. Konnte man auch geteilter Meinung über den von Klaus Runne gereichten "Fischschnaps" sein, über eins war man sich einig: wir waren zu Gast bei wahren Freunden.