Geschichte

Die Entwicklung der Uniformierung im Löschbezirk
Saarlouis-Innenstadt
oder
„St. Florians bunter Rock“
1811 - 1961

(Teil 1)

Die Geschichte des Löschbezirks Innenstadt der Freiwilligen Feuerwehr der Kreisstadt Saarlouis als eine der ältesten freiwilligen Feuerwehren Deutschlands reicht bis in französische Zeit zurück. Man kann sogar sagen, dass dem Umstand der französischen Herrschaft in Saarlouis das frühe Gründungsjahr 1811 zu verdanken ist. In diesem Jahr wurden im napoleonischen Kaiserreich mehrere Gründungen vollzogen.
Die Pompiers-Kompanien hatten neben ihrer Hauptaufgabe der Brandbekämpfung meist auch noch paramilitärische Tätigkeiten einer Bürgerwehr zu verrichten. So waren auch die Saarlouiser Pompiers bewaffnet und als „Grenadiers“ neben der Bürger-Artillerie an der Verteidigung der Festung beteiligt.
Als eine der wenigen Feuerwehren weist die Uniformentwicklung der Saarlouiser Feuerwehr sowohl französische als auch preußisch-deutsche Einflüsse auf.
Dies macht sie u.a. für den Feuerwehrhistoriker so interessant.

 
1811

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis als „Compagnie de Pompiers“
Es existiert keine bildliche Uniformdarstellung aus dieser Zeit, lediglich eine schriftliche Mitteilung.
Ein zufällig entdecktes Helmmodell auf einem Foto von 1911 könnte ein Original aus der Gründungszeit darstellen.

Somit bleibt nur die Möglichkeit eines Rekonstruktionsversuchs unter Beachtung der zeitgenössischen französischen Militärmode.

 

Pioniere der französischen Kaisergarde 1810, zwei Pioniere und ein Offizier

Am 1. Juli 1810 wurde ein großes Fest in der österreichischen Botschaft in Paris gefeiert. Das Ereignis endete mit einer Katastrophe, als der Ballsaal Feuer fing, der russische Botschafter verletzt wurde und die Fürstin Schwarzenberg in den Flammen umkam.
Napoleon leitete persönlich die Löscharbeiten bis drei Uhr früh und kam zu der Überzeugung, dass die Brandschutzmaßnahmen in den kaiserlichen Palästen völlig unzureichend waren.
Er schrieb: „Noch vor dem 1. Januar 1811 muss eine Kompanie „Sapeurspompiers“ der Kaisergarde unter dem Kommandeur der Pioniere aufgestellt werden. Aufgabe dieser Kompanie wird sein, die Pumpen in den kaiserlichen Palästen ... zu bedienen.“
Als Folge dieses Befehls wurden die „Sapeurs du Genie“ der Kaisergarde am 16. Juli 1810 aufgestellt.
Der Helm wurde sehr oft von anderen „Sapeurs-Pompiers“-Korps, die im Prinzip paramilitärische Einheiten waren, bis in die Zeiten des zweiten Kaiserreichs kopiert.
Paris hatte 1811 ein Bataillon „Sapeurs-Pompiers“, das aus der Städtischen Feuerwehr hervorgegangen war. Grundlage war das kaiserliche Dekret vom 18.09.1811 über die „Organisation militaire du corps des sapeurs-pompiers de Paris“, was Kasernierung und Bewaffnung vorschrieb. Die Rekrutierung erfolgte freiwillig.

 

Zu den Begriffen „Sapeur“ und „Pompier“:

Der „Sapeur“ war ein Pioniersoldat, der für den Bau der Stellungen und Laufgräben (Sappen) im Belagerungskrieg zuständig war.
Der „Pompier“ ist eigentlich der Bediener einer Pumpe (frz. pompe). Der Ausdruck wird allgemein für den Feuerwehrmann verwendet.

 

Versuch einer Rekonstruktion der Saarlouiser Uniform von 1811 unter Berücksichtigung der damals üblichen französischen Militärmode.

Links „Grenadier“, rechts Offizier der Pompiers von Saarlouis.

Der Helm ist dem der Sapeurs-Pompiers der Garde nachempfunden, jedoch ohne Bärenfellraupe, die sich auch beim Vorbild abnehmen ließ und zum Feuerwehrdienst abgenommen wurde. Übrig blieb der blanke Messingkamm.

Natürlich könnte auch der gesamte Helm aus Messing gefertigt gewesen sein, was einfacher und billiger gewesen wäre und auch später häufig anzutreffen war.

Schriftlich nachgewiesen sind hellblaue Uniformen mit weißen Kaschmir-Hosen und -Westen, daneben goldene Epauletten als Rangabzeichen der Offiziere.

Es lässt sich wohl annehmen, dass die Pompiers von Saarlouis sich in Anbetracht der Gegenwart der Truppen in der Stadt wohl eng an die militärischen Vorbilder angelehnt haben. So waren auch die Dienstränge militärisch.

Die Bewaffnung der Mannschaft –„Grenadiers“ genannt- bestand aus Musketen (hier das Gewehr, Modell 1777, verbessert im Jahr IX) und Seitengewehren (d.h. Infanteriesäbel, Modell Jahr XI der Revolutionszeitrechnung). Hierzu gehört das erforderliche Kreuzbandelier für Patronentasche und Säbel.

 
Der Bildausschnitt links ist einem Foto des Festumzuges zum hundertjährigen Bestehen 1911 entnommen. Man hat hier in einer Personengruppe die verschiedenen Uniformierungen seit der Gründung nachgestellt. Danach könnte es sich bei dem gezeigten Helm um ein zu der Zeit noch erhaltenes Exemplar von 1811 handeln. Äußere Form, Schuppenkette und Kamm sprechen dafür.
 
1816

Die nunmehr preußisch gewordene Saarlouiser Löschkompanie wird entwaffnet, 66 Musketen werden abgegeben. Das Tragen der bisherigen Militäruniformen wird verboten.

 

nach 1816

Die Pompiers tragen ihre Zivilkleidung, neue Uniformen sollte es für längere Zeit nicht geben.
 

In der Polizeiverordnung vom 6.11.1818 heißt es u.a.:
„... Jeder Feuerlöscher trägt eine Medaille, damit er sich gegenüber der Polizei bei Feuerausbruch ausweisen kann...“
 

Erkennungsmarke mit preußischen Adlern und der Aufschrift „Feuerspritzer von Saarlouis“  
 

1835

Als Uniformen werden einfache Blusen beschafft.
   
1841

Eine Spende der Aachener-Münchener Feuerversicherungsgesellschaft ermöglicht eine Uniformierung, wie sie der Feuerwehr durch die Polizei-Abteilung des Ministeriums des Innern, erlaubt und vorgeschrieben worden ist (am 31.8.1841):
blaue Uniform-Fracks mit schwarzem Kragen und Ärmelaufschlägen mit karmesinroten Vorstößen, kupferne Knöpfe mit dem preußischen Adler und auf den Schößen eine aufgenähte Flamme. Als Kopfbedeckung dient eine blaue Mütze mit schwarzen Samtstreifen, karmesinroten Vorstößen und einem aufgenähten Messingschild mit zwei Äxten. Als Abzeichen tragen die Unteroffiziere am Kragen aufgenähte Granaten, die Offiziere Schulterstücke, einen Degen ohne Portepee und einen Hut ohne Kordon.

 

Als Grundschnitt der „Uniform-Fracks“ muss wohl der der Infanterie-Kolletts der preußischen Armee angenommen werden, die u.a. mit dem Infanterie-Regiment Nr. 30 zu der Zeit in Saarlouis garnisonierte.
Die Kolletts trugen auf dem Gesäß kurze frackartige Rockschöße mit Aufschlägen.
Schulterklappen wurden von den Pompiers wahrscheinlich nicht getragen, da sie ausdrücklich erst für den Waffenrock 1856 erlaubt werden.

 
03.11.1841 Die Regierung in Trier bestimmt die Form des Seitengewehrs:
einen Infanteriesäbel, an dessen Spitze ein runder Knopf angebracht ist.
 
1842 Titularbischof Monseigneur Berwanger (* 1795 in Saarlouis) schenkt der Feuerwehr eine neue Fahne.
Diese zeigt auf der einen Seite das Bild des Hl. Remigius, auf der anderen das Stadtwappen.
 
20.07.1846

Das Tragen von ledernen Helmen in Form der preußischen Artillerie-Helme (Pickelhauben mit Kugel-Spitze) wird erlaubt durch Kabinettsorder.

Die Pickelhaube hieß ursprünglich „Beckenhaube“, „Beckelhaube“, „Biglein“ oder „Bickelhaube, alles Bezeichnungen des mittelalterlichen Helms, dem sie nachempfunden war. Dieser Ursprung sollte, nach dem Wunsch des romantisch veranlagten Friedrich Wilhelm IV., dem neuen preußischen Helm ein stark „gotisches“ Gepräge geben.
Der Helm, aus Leder mit Messingbeschlägen, wurde im preußischen Heer 1843 eingeführt.

 

Bei der preußischen Artillerie hat man die gefährliche Spitze des Helms im Jahre 1844 durch eine Kugel ersetzt.
Es war wohl in der engen Zusammenarbeit am Geschütz zu Verletzungen gekommen.

 
03.11.1856

Die abgetragenen Frack-Röcke dürfen mit Genehmigung des Königs Friedrich Wilhelm IV durch den Waffenrock ersetzt werden, der im Jahre 1843 zusammen mit der Pickelhaube im preußischen Heer eingeführt worden war.

Die Mannschaften können Achselklappen, die Unteroffiziere Tressen tragen.

Unteroffizierstressen in Knopffarbe wurden in der Armee als fingerbreites Band vorne und oben am Kragen sowie oben an den Ärmelaufschlägen getragen.

 

Die nachfolgende Postkartenserie ist erst in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden und weist einige Fragwürdigkeiten auf: gezeigt werden anscheinend Pionierfaschinenmesser – erlaubt wurden 1841 Infanteriesäbel, Waffenröcke wurden erst seit November 1856 getragen. Ob man sich damals den Luxus weißer Paradehosen wie beim Militär leisten konnte, scheint ebenfalls fraglich zu sein.

Die Fotoausschnitte entstammen dem bereits erwähnten Festumzug von 1911. Es handelt sich zwar um Artilleriehelme mit Kugelspitze, jedoch um jüngere Ausführungen, bei denen die Helmglocken deutlich niedriger waren.

 
Offizier Postkartenserie
Sapeurs-Pompiers
1846-1884
Fahnenträger mit der Fahne des Hl. Remigius
Sapeur/Pionier Fotos von 1911 Feldwebel
Hornist und Trommler   Mannschaft
 
Zusammengestellt von Brandmeister Bertram Weiter

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