Die Geschichte des Brandschutzes in der Stadt
Saarlouis reicht auf das Ende des 17. Jahrhunderts zurück. Im Jahre 1626, beim Ausbruch
der Pest, soll die Ritterschaft des heiligen Sebastianus von den Herzögen von Lothringen
in Wallerfangen gegründet worden sein. Durch eine Verordnung Ludwigs XIV. wurde im Jahre
1682 obige Ritterschaft von Wallerfangen nach der im Aufbau befindlichen Festungsstadt
Saarlouis verlegt und erhielt im Jahre 1708 ihren Privilegienbrief. Dieselbe bildete eine
Kompagnie von 50 Mann mit einem Kapitän, einem Lieutenant, einem Fähnrich, einem
Sergeant-Major, zwei Sergeanten und einem Tambour. Sie trugen bei feierlichen
Gelegenheiten eine rote Uniform. Nach ihren Statuten mussten sie "den Gottesdienst
verherrlichen helfen, besonders jedoch war es ihre Pflicht bei Feuersbrunsten hilfreiche
Hand zu leisten". Aus dieser Ritterschaft ist die
freiwillige Feuerwehr ohne Zweifel hervorgegangen. Im Jahre 1717 bestand nach der
Baltzer'schen Chronik eine Kompagnie für den Feuerlöschdienst. (Compagnie pour le
service d'incendie). Unterm 2. März 1791 wurden als Folge der Französischen Revolution
durch ein Decret der französischen Nationalversammlung sämtliche Zünfte und
Bruderschaften aufgehoben.
In der Folge wurde der Brandschutz durch ein Feuerreglement der
Polizeiverwaltung der Stadt organisiert, in dem die Bürger der Stadt, insbesondere die
Handwerker der früheren Zünfte, zu bestimmten Hilfeleistungen verpflichtet wurden. Die
Abwehrbereitschaft und Abwehrdisziplin der Bürger war aber offenbar durch die
vorhergehenden Revolutionsjahre stark gesunken, so dass 1808 der damalige Maire Souty eine
strenge Verordnung erließ, die folgendermaßen beginnt:
"Der Maire der Stadt bedauert die Unordnung, die heute beim
Kaminbrande geherrscht hat, und erinnert nochmals die Bewohner an ihre Pflichten.
...
Nicht eine einzige Person hat dieser Anordnung (gemeint ist das Feuerreglement) Folge
geleistet.
...
Andrerseits gehen viele Personen nur aus Neugierde hin, ohne sich nützlich zu machen. ..."
Anschließend wird allen Sündern bei künftigen Zuwiderhandlungen mit schweren Strafen
gedroht.
Im Jahre 1811, kurz nach einem in dem Nachbardorf
Fraulautern ausgebrochenen großen Brande, wurde auf Beschluss des Magistrats der Stadt
Saarlouis die bestehende Feuerlöscher-Kompagnie unter Genehmigung des Präfekten von
Metz Vaublanc durch den Oberbürgermeister Renauld neu organisiert. Diese Neubildung
geschah zu einer Zeit, als Napoleon ein Dekret für die Pariser Feuerwehr
erlassen hatte, dessen Kerngedanken Freiwilligkeit der Rekrutierung der
Mannschaft, militärisch straffe Organisation und unbezahlter Dienst,
also Ehrenamtlichkeit, waren. Obwohl dieses Dekret ausdrücklich nur für
Paris galt, die Brandschutzproblematik aber überall die Gleiche war,
erließen in der Folge auch die Präfekturen in Frankreich für ihre
Verantwortungsbereiche vergleichbare Dekrete (z.B. der Präfekt Vaublanc
für die Stadt Metz 1812).
Ein solches Dekret gab es für Saarlouis sicher nicht. Trotzdem übernahm
der Stadtrat von Saarlouis die zentralen Gedanken Freiwilligkeit der
Mitgliedschaft, Ehrenamtlichkeit des Dienstes und klare militärische
Organisation der Mannschaftsstruktur und des Dienstbetriebes 1811 in
seinen Reorganisationsbeschluss.
(Abdruck
aus der Festschrift von 1911 zum 100jährigen Bestehen der FF Saarlouis,
zusammengestellt von Adolf Hetzler, stellv. Branddirektor und
Schriftwart der FF Saarlouis)
(Originalreglement,
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Als Uniform erhielt die Saarlouiser
Feuerlöscher-Kompanie einen Rock von hellblauem Tuch, weiße Kaschmir-Hosen und -Weste.
Die Bewaffnung bestand, wie bei dem Militär, aus einer Muskete nebst Seitengewehr und die
Offiziere trugen goldene Epaulets.
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Nach einer im Besitze der freiwilligen Feuerwehr
Saarlouis befindlichen Aufstellung (Controle d'appel) aus dem Jahre 1814 war das Corps wie
folgt zusammengestellt :
Mich. Kraut, Capitaine, Jacques Aenqueback, lieutenant, Renauld,
sous-Iieutenant, Reimsbach, sergeant-major, Notty, fourier, ferner: 3 sergeants, 4
caporaux, 2 chefs des petites pompes, 41 pompiers,
also im Ganzen 55 Mann.
(Mitgliederliste
von 1814, zur
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Im Zuge dieser Reorganisation des Feuerlöschwesens
der Stadt Saarlouis unter französicher Verwaltung wurde nun die erste organisierte, rein freiwillige Feuerwehr in
der Stadt Saarlouis gegründet.
Diese erstmalig auf rein freiwilliger Basis aufgestellte neue
Kompanie der "sapeurs pompiers" erhielt 1811 ihre Fahne. Ihre Löschmänner
wurden "Grenadiers" genannt. Die Stadt Saarlouis besitzt somit nach den
vorliegenden Dokumenten die älteste aller Freiwilligen Feuerwehren
Deutschlands.
(Mitgliederliste
von 1830, zur Vergrößerung bitte klicken)
Diese Organisation bewährte sich bis zum 29. März 1816.
Denn nach der Besitzergreifung der Festung Saarlouis durch die Preußen im Dezember 1815
befahl der Preußische König die Entwaffnung auch der Feuerwehr. Die Abgabe der Gewehre
erfolgte am 1. April 1816. Dies hatte nun zur Folge, dass die meisten
Feuerwehrangehörigen austraten. Jedoch gelang es dem Eingreifen des Oberbürgermeisters
Renauld sofort wieder Ersatz zu schaffen und gleichzeitig (im Jahre 1818) eine neue
Feuerlöschordnung in enger Anlehnung an die noch unter französischer Verwaltung erstellte
einzuführen: Als Erkennungszeichen erhielten die Saarlouiser
Feuerwehrmänner eine Medaille, auf die der Preußische Adler und die
Inschrift "Feuerspritzer von Saarlouis" geprägt war.
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Die Neuorganisation bewährte sich offenbar rasch. Denn
bereits im November 1820 wurde nach einem verheerenden Großbrand in Roden von der
Königlichen Regierung zu Trier zwei besonders mutigen Angehörigen der
"Feuerlöscher-Companie zu Saarlouis zwei allgemeine Ehrenzeichen 2ter Klasse durch
allerhöchste Kabinets-Order" verliehen. Die Auszeichnungen samt Belobigung erhielten
die beiden Lieutenants Bäckermeister Chartenes und Glasermeister Notty. (Amtsblatt der
Regierung zu Trier, Nr. 78 vom 18. November 1820, Verfügung der Königl. Regierung N.
323)
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Die weitere Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr
Saarlouis durch die mittlerweile mehr als 190 Jahre ihres Bestehens
lässt sich in
verschiedenen Dokumentationen nachlesen.
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An geschichtlicher Wahrheit Interessierten stehen wir nach Absprache
stets gerne zur Verfügung. Auch liegt ein wissenschaftlich sauber
recherchiertes 'Geschichtsbuch' vor. Nach Kenntnis und Prüfung dieser
Recherchen haben die Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes Albert
Bürger 1961 und Hinrich Struve 1986 öffentlich den Anspruch der
Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis, die älteste freiwillige Feuerwehr in
Deutschland zu sein, bestätigt.
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Auch der
Deutsche Feuerwehrausschuss hat 1968 in Würdigung dieser Tatsache seine
Delegiertenversammlung in Saarlouis, der Stadt mit der ältesten
freiwilligen Feuerwehr Deutschlands, durchgeführt.
Ein paar weitere Beispiele aus
unserem Archiv:
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Seite der Saarbrücker Zeitung von 1868 mit der Notiz
über das 50-jährige Dienstjubiläum des Saarlouiser Lieferanten Andreas
Finé in der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis. (Sein Eintrittsjahr war
1818).
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Titelseite der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen
der FF Saarlouis aus dem Jahre 1911
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Veröffentlichung aus der deutschen
Feuerwehrfachzeitschrift "Der Feuerwehrmann", Jahrgang 1921. Spätestens
damals also war das Alter der FF Saarlouis deutschlandweit
veröffentlicht !
Heute ist die Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis eine rein
ehrenamtliche Feuerwehr mit über 250 aktiven Mitgliedern. Die Wehr ist in 4 Löschbezirke
strukturiert, ihr stehen zur Zeit 31 zum Teil höchstspezialisierte Fahrzeuge zur Verfügung,
mit denen sie jährlich um 300 Einsätze von der Ölspur bis zum Großbrand oder
Gefahrstoffeinsatz zu bewältigen hat.
Zusammengestellt von
Wolfgang Herrmann,
Ehrenwehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Saarlouis
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